Die neue Realität: Wenn Stromverkauf zum Kostenfaktor wird
Stellen Sie sich vor, Strom verkaufen bedeutet nicht mehr Einnahmen, sondern Kosten: Sie müssen zahlen, damit jemand Ihren Strom abnimmt.
In Europas immer stärker vernetzten Energiemärkten ist dieses Szenario längst keine seltene Ausnahme mehr. Durch den massiven Ausbau der Photovoltaik fluten große und kleine Solaranlagen den Markt regelmäßig mit günstiger Energie. Die Folge: Die Großhandelspreise fallen immer häufiger unter null – oft stunden- oder sogar tagelang.
Für Energieversorger entstehen dadurch zwei unangenehme Optionen:
- Hohe Strafzahlungen leisten, um die Erzeugung kurzfristig zu drosseln, oder
- Netzbetreiber dafür bezahlen, dass sie den überschüssigen Strom abnehmen – mit dem Risiko, die Stabilität des gesamten Systems zu gefährden.
Dieses Phänomen ist kein vorübergehender Effekt, sondern die neue Normalität in einem Energiesystem, das sich rasant dekarbonisiert. Von privaten Dachanlagen bis hin zu Solarparks im Versorgermaßstab erzeugt der Photovoltaik-Boom strukturelle Herausforderungen, die mit traditionellen Handelsstrategien nicht mehr zu bewältigen sind.
Wer in diesem volatilen Marktumfeld bestehen will, muss Preisvolatilität aktiv managen – und das gelingt nur durch intelligente, automatisierte Handelslösungen.
Empirische Einblicke: Negative Preise in Deutschland, Österreich und Spanien
Die Dimension dieses Problems wird deutlich, wenn man die aktuellen Daten aus drei zentralen europäischen Märkten betrachtet: Deutschland, Österreich und Spanien.
Deutschland: Das Labor der Energiewende
Deutschland hat einen neuen Wendepunkt erreicht. Im Jahr 2024 verzeichnete die Bundesnetzagentur laut Marktdaten 457 Stunden mit negativen Großhandelspreisen – ein deutlicher Anstieg gegenüber 301 Stunden im Jahr 2023.
Das entspricht fast drei Wochen pro Jahr, in denen Stromerzeuger Netzbetreiber bezahlen mussten, damit diese ihre Energie abnehmen. Allein diese Phasen verursachten Milliardenausgaben, nur um die Netzstabilität aufrechtzuerhalten.
Besonders deutlich wird dies an Feiertagen, wenn der Stromverbrauch sinkt und gleichzeitig viel Solarstrom erzeugt wird:
- Weihnachten 2023:
Während die industrielle und gewerbliche Aktivität stark zurückging, stieg die Solarproduktion im Vergleich zur Vorwoche deutlich an.
Die Netzbetreiber mussten zweistellige Millionenbeträge in Ausgleichsmaßnahmen investieren, um das Netz stabil zu halten. - Ostern 2024:
Negative Preise hielten 52 Stunden am Stück in der Gebotszone Deutschland-Luxemburg an.
Der Tiefstwert lag bei -130 €/MWh, was dazu führte, dass Stromerzeuger erhebliche Summen an die Netzbetreiber zahlen mussten, um ihre Energie loszuwerden.
Österreich: Die Herausforderung der Dezentralisierung
Österreichs Strommarkt ist eng mit dem deutschen verknüpft, da beide Länder eine gemeinsame Gebotszone teilen.
Doch während in Deutschland große Solarparks den Großteil des Überschusses verursachen, stammt dieser in Österreich vor allem aus privaten Dachanlagen.
- Immer mehr Haushalte installieren PV-Systeme,
- Batteriespeicher verzeichnen ebenfalls ein starkes jährliches Wachstum.
Diese dezentrale Struktur macht die Steuerung noch schwieriger:
Schon ein sonniges Wochenende kann zur massiven Überproduktion führen, wenn tausende Dachanlagen gleichzeitig Strom einspeisen – zusätzlich zu Österreichs Wasserkraftproduktion und Importen aus Nachbarländern.
Spanien: Sonne im Überfluss, Netz am Limit
Spanien hat in den letzten Jahren einen beeindruckenden Ausbau der Solarenergie erlebt.
2023 und 2024 wuchs die installierte Kapazität stärker als in jedem anderen europäischen Land außer Deutschland.
Doch der Ausbau der Speichertechnologien hinkt hinterher.
Das Ergebnis: Solarüberschüsse, die nicht vollständig genutzt werden können.
Kombiniert mit marktverzerrenden Subventionen und veralteten Vertragsstrukturen führte dies im April 2024 zu einem historischen Moment:
Zum ersten Mal wurden in Spanien negative Strompreise verzeichnet.
- 2024 lag der durchschnittliche Preis während der negativen Stunden bei -0,12 €/MWh.
- 2025 fiel dieser Wert auf -1,80 €/MWh – ein drastischer Anstieg der Kosten.
Quelle: Bloomberg (add graph here)
Diese Entwicklungen zeigen deutlich: Negative Preise sind kein Einzelfall mehr, sondern ein strukturelles Merkmal moderner, erneuerbarer Energiesysteme.
Neue Wege sind gefragt: Dachsolaranlagen als Teil der Lösung
Während Energieversorger unter den hohen Kosten negativer Preise leiden, liegt eine kostengünstige Lösung direkt auf den Dächern Europas.
Traditionelle Ansätze setzen auf:
- Drosselung großer Industrieanlagen oder
- Teure Netzausbauten.
Doch sie übersehen ein riesiges Potenzial: die koordinierte Steuerung privater Dachanlagen.
- 24 % der europäischen PV-Kapazität (338 GW) stammen bereits von Dachanlagen
- Pro Jahr wächst dieser Anteil um 23 bis 28 GW
Durch eine intelligente Steuerung der vielen dezentralen Erzeugungspunkte ließe sich die finanzielle Belastung der Versorger durch negative Preise deutlich verringern.
Das Problem ist nicht die Technik:
- Moderne Smart-Inverter bieten längst die notwendige Konnektivität.
Die eigentliche Herausforderung liegt in der Koordination und Aggregation:
Aus vielen kleinen Anlagen muss ein virtuelles, steuerbares Gesamtsystem werden – ohne zusätzliche Hardware oder Eingriffe durch die Hausbesitzer.
Hier kommen automatisierte Energiehandelsplattformen ins Spiel.
Wie Podero Solar-Abregelung automatisiert
Poderos Plattform verbindet Handelsdaten mit direkter Steuerung der PV-Anlagen, um überschüssigen Solarstrom intelligent zu managen.
- Integration von Day-Ahead-Preisdaten
- Die Plattform erkennt auf Basis von Prognosen, wann negative Preise wahrscheinlich auftreten.
- So kann die Drosselung vorausschauend geplant werden.
- Fernsteuerung ohne zusätzliche Hardware
- Verbindung direkt mit bestehenden Smart-Invertern.
- Keine neuen Geräte, kein manueller Aufwand für Hausbesitzer.
- Gezieltes Exportmanagement
- Solarstrom für Eigenverbrauch und Batteriespeicherung bleibt verfügbar.
- Nur der Überschuss ins Netz wird in Zeiten negativer Preise blockiert.
- Risikominimierung für Versorger
- Keine Strafzahlungen mehr an Netzbetreiber.
- Volle Kontrolle über Vergütungsmodelle für teilnehmende Haushalte.
Die Zukunft gehört der Automatisierung
Energieversorger, die heute erfolgreich sind, haben eines verstanden:
Wenn sich Marktbedingungen innerhalb weniger Minuten von profitabel zu kostspielig verändern können, sind manuelle Prozesse nicht mehr ausreichend.
Nur automatisierte Systeme können:
- Markttrends rechtzeitig vorhersagen,
- automatisch reagieren und
- in großem Maßstab handeln.
Negative Strompreise werden nicht verschwinden – im Gegenteil:
Mit jedem neuen Megawatt an erneuerbarer Energie steigt die Häufigkeit und Intensität dieser Situationen.
Die entscheidende Frage lautet nicht, ob, sondern wie schnell Versorger ihre Prozesse modernisieren, um diese Herausforderungen zu meistern – und sie in neue Chancen zu verwandeln.